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Last Update: 11/24/2023 12:10 PM
Current Deck: Semester-2-Charite-SoSe23::M6W1-DimensionenGesundheit
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historische Beispiele für das Spannungsfeld zwischen individuellen und gesellschaftlichen Strategien der Gesundheitsförderung benennen können.
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“So wenig in einem Staat Leben eine Privatsache ist, so wenig ist Gesundheit eine solche.“ - Michel Foucault, 1975
- Prävention ist eine grundlegende Sozial- und Kulturtechnik der Moderne
Wandelnde Prägungen des Präventionsbegriffs im 20. Jhd.
- epidemiologisch-wissenschaftlich
- “Volkskrankheiten” (Fokus soziale Umstände)
- → “Zivilisationskrankheiten” (Fokus “Risikofaktoren”, Verhältnis- und Verhaltensprävention)
- → “Neue Seuchen”
- gesellschaftspolitisch
- Ausbau staatlicher Strukturen + Professionalisierung der Heilberufe
- → gesellschaftliche Gesundheitssicherung (bis hin zu “Gesundheitspflicht”)
- → Individualismus (“Rückzug” des Staates, “präventives Selbst”)
- soziokulturell
- Gesunder Körper als Leistungsvoraussetzung → als ästhetisches Idealbild
- Zunehmendes Risikobewusstsein (auch Folge von “Sensibilisierung”)
- Zunehmende mediale Präsenz
Vormoderne: Humoralpathologie, Empfehlungen zu Lebensführung und Ernährung
19. Jhd.: Durchsetzung des rational-prognostizierbaren Zukunftsbegriffs gegen apokalyptisch-astrologische Modelle
- Adolph Wagner (dt. Nat.-ökonom): Abkehr vom „Repressionsprincip“, Einzug des „Vorsorgegedankens“ in alle politischen Bereiche.
- 1883/84: Einführung der Kranken- und Rentenversicherung
- 1903: „Gesetz des Vorwaltens des Präventivprincipis im entwickelten Rechts- und Culturstaate“
- Ziel: wehrfähige Männer, gebährfähige Frauen, überlebende Kinder
- Um 1900: Gründung zivilgesellschaftlicher Vereinigungen mit partizipativen Forderungen
- z.B. “Irrenrechtsbewegungen”
1) Kaiserreich und Weimarer Republik
- Gruppenspezifische Gesundheitsfürsorge
- Geschlechtskrankenfürsorge, Alkoholfürsorge, Mütterschulung, Tuberkuloseberatung, etc.
- Hygiene-Ausstellungen
- z.B. Internationale Hygiene Ausstellung Dresden 1911, GE sundheit, SO ziale Fürsorge und LEI besübunge (GeSoLei) Düsseldorf 1926
2) Nationalsozialismus
- Gesundheitserziehung des “Volkskörpers” im Sinne der “Gesundheitspflicht”
- Rassenhygiene
- Leistungsmedizin
- Vernichtung “lebensunwerten” Lebens
- Positive und negative Eugenik: Förderung des “guten” und Vernichtung des “schlechten” Lebens
3) Westdeutschland
- bis Ende der 1970er:
- Dominanz paternalistischer Präventionskonzepte
- präventiv-medizinisch begründete Risikovermeidung
- wenig föderal, individualärztliche Vorsorge und Früherkennung
- Ausblendung gesell. Lebensverhältnisse auf Gesundheit
- keine Anknüpfung an populationsbezogene Maßnahmen der Weimarer Republik
- ab 1960ern:
- „Empowerment“ (Autonomie/Selbstbestimmung) und Politische Gesamtverantwortung
- Beginn der 1980er:
- gesellschaftliche Determiniertheit von Gesundheit und Krankheit.
- Lebensweltliche Orientierung.
- 1985:
- Ottawa-Charta der WHO: implementiert Dialektik von Verhaltens - und Verhältnisprävention auf internationaler Ebene.
4) Ostdeutschland
- Gleicher Zugang zu medizinischen und sozialen Gütern
- Einheitliche Sozialversicherung → gleiche Versorgung = gleiches (niedriges) Risiko
- Neuerung: Eigenes Gesundheitsministerium, früh Zentralisierte Abteilung für Gesundheitsfürsorge
- Prävention nach sowj. Vorbild: betrieblicher Gesundheitsschutz, Polikliniken
Ausblick
- Prävention als Mittel der Krankheitsverhinderung
- → Prävention als Mittel der Gesundheitssicherung
- → Prävention als Mittel der positiven Gesundheitsförderung
Schlüsselbegriffe: Sozial-/Kulturtechnik, Prägung des Gesundheitsbegriffs, Zukunftsbegriff, Vorsorgegedanke, Gruppenspezifische Gesundheitsfürsorge, Hygiene-Ausstellung, Gesundheitspflicht, Eugenik, paternalistisches Präventionskonzept, Risikofaktor, Empowerment, Politische Gesamtverantwortung, Lebenswelt, Ottawa-Charta, Einheitliche Sozialversicherung, Gesundheitssicherung/-förderung/Krankheitsverhinderung
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