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Last Update: 11/24/2023 06:08 PM
Current Deck: Semester-2-Charite-SoSe23::M6W1-SozialeUngleichheit
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Commit #36259
Hauptursachen für hohe Armutsbetroffenheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland erläutern können.
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Commit #36259Armut im Allgemeinen
- Absolute Armut: bezeichnet das Fehlen der unumgänglich lebensnotwendigen Grundlagen (Essen, Kleidung, Wohnen etc.) und die daraus resultierende existenzielle Bedrohung
- Relative Armut: Armut im Sinne einer sozialen Benachteiligung im Verhältnis zum mittleren gesellschaftlichen Lebensstandard
- → Armutsrisikoschwelle/Armutsgefährdungsgrenze
- WHO-Definition: arm = weniger als 50% des gesellschaftlichen Durchschnittseinkommens (Median)
- EU-Definition: arm = weniger als 60% des gesellschaftlichen Durchschnittseinkommens (Median) → in DE 2010 993 €
- Messung durch bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen
- → Normierung des Haushaltseinkommens zur Vergleichbarkeit mit Ein-Personen-Haushalt: zwei Personen verbrauchen nicht das Doppelte, Kinder weniger, etc.
- Kritik: Armutsrisikoquoten und Armutsschwellen variieren je nach verwendeter Datenbasis und Berechnungsmethodik, Risikoquoten sind normativ festgelegt worden, lebenswertes Leben hängt nicht nur vom Einkommen ab
- Prekarität: hohes Risiko von Armut, teilweise auch Synonym von Armut
Risikofaktoren
- Familien, die von Arbeitslosigkeit bzw. von einer Erwerbstätigkeit im Niedriglohnbereich betroffen sind
- Einelternfamilien
- Familien mit 3 und mehr Kindern
- Migrationshintergrund
- Wohnsitz im Osten und im Norden Deutschlands
Ursachen
- Arbeitsverhältnis der Eltern:
- Auflösung des „Normalarbeitsverhältnisses“
- Zunahme prekärer, befristeter Leih- und (Zwangs-)Teilzeitarbeitsverhältnisse der Eltern
- „Um-“ bzw. Abbau des Sozialstaates:
- Abschaffung von Arbeitslosenhilfe, Leistungsabbau der Arbeitslosenversicherung, rechtl. Einschränkungen der Sozialhilfe
- Zunahme des „prekären Wohlstand“:
- Personen mit 50-75% des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens → hohes Armutsrisiko
- Wandel von Familienformen:
- Zunahme von sog. Ein-Elternteil-Familien, „Patchworkfamilien“, die weniger materielle Sicherheit für die Kinder gewährleisten
Reproduktionsmechanismen von (Bildungs-)Ungleichheit
- Erklärungsfaktor: Sozialstatus der Herkunftsfamilie
- Primäre Herkunftseffekte:
- Lernförderung, die sich unmittelbar in den Schulnoten niederschlägt
- Sekundäre Herkunftseffekte:
- Laufbahnentscheidungen, die Eltern für ihre Kinder treffen
- Internalisierte Laufbahnmuster seitens der Kinder
- + Zuschreibungen, Etikettierung/ Habitus → Armutspirale
Schlüsselbegriffe: Absolute/Relative Armut, Armutsrisikoschwelle, Nettoäquivalenzeinkommen, Prekarität, Risikofaktor, Normalarbeitsverhältnis, Sozialstaatsumbau, Familienformen, Reproduktionsmechanismus